24. Mai 2013

Verleihung des Preises "Botschafter für Demokratie und Toleranz" an Uli Hauser

Von Anna-Sophie Heinze

In seinem Festakt zum Tag des Grundgesetzes verlieh das von der Bundesregierung gegründete “Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Rechtsextremismus und Gewalt” (BfDT) am 23. Mai 2013 bereits zum 12. Mal den Preis “Botschafter für Demokratie und Toleranz”. Gewürdigt wurden vier Botschafter und eine Botschafterin für ihr außergewöhnliches zivilgesellschaftliches Engagement für Demokratie und Toleranz. Der Preisverleihung ging eine Gesprächsrunde zum Thema “Demokratie mitgestalten” voraus, bei der Cornelia Rogall-Grothe, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, Dr. Birgit Grundmann, Staatssekretärin des Bundesministeriums der Justiz, und Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der Geschäftsstelle des BfDT, zu Wort kamen.

Unter den Preisträgern befand sich auch Uli Hauser, stern-Reporter und Unterstützer von zahlreichen Initiativen gegen Rassismus und Rechtsextremismus, so auch von EXIT-Deutschland und der Amadeu Antonio Stiftung. Nachdem Hauser im Jahr 2000 die stern-Kampagne “Mut gegen rechte Gewalt” mitinitiiert hatte, begann er bei Freunden, Künstlern und Unternehmen Spenden für die Arbeit ebensolcher Projekte zu sammeln. Das Besondere bei dem Engagement Uli Hausers, so Christian Petry, Mitglied des Beirats des BfDT und Mitarbeiter der Freudenberg Stiftung, sei dessen unaufhörlicher Einsatz für ein Thema, für das sich Journalisten sonst nur kurzfristig und anlassbezogen interessieren. Petry bezeichnete Hauser als “ein Genie der Ansprache”, der ihn zwar auch oft “genervt” hätte, aber eben nie aufgehört hätte, hinzuschauen und Druck zu erzeugen.

Als eine weitere Botschafterin wurde Waltraud Klingbeil für ihr bemerkenswertes Engagement in ihrem Dorf Insel (Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt) gewürdigt. Nachdem im Sommer 2011 zwei ehemalige Sexualstraftäter dorthin gezogen waren, setzte sich Klingbeil aktiv für deren Resozialisierung ein. Damit stand sie jedoch alleine da. Klingbeil beschreibt, wie sie die zwei Männer, die in ihren Augen stets “Neubürger” und nicht Verbrecher waren, kurz nach deren Zuzug kennenlernen wollte und sie zu den Hintergründen ihrer Taten befragte. So wollte sie sich ein genaueres Bild zu deren Vergangenheit machen und den Männern einen Neuanfang ermöglichen. Jedoch stieß sie damit auf heftige Gegenreaktionen in Insel. Klingbeil wurde von zahlreichen Bürger/inne/n beschimpft und erhielt sogar Morddrohungen. Zudem wurde eine Bürgerinitiative gegründet, die sich den Wegzug der Männer zum Ziel setzte. Es kam zu Demonstrationen, bei denen bald auch Nazis aufmarschierten. “Da war Schluss”, sagt Klingbeil, “da bin ich an die Öffentlichkeit”. Mittlerweile sei es zwar ruhiger geworden, doch solange ihr Haus von der Polizei beschützt wird, könne man nicht von einem Normalzustand sprechen.

Neben Hauser und Klingbeil wurden drei weitere Botschafter ausgezeichnet: Ismail Öner, der Projektleiter des MitternachtsSport Spandau, der “seinen Jungs” durch die Bereitstellung einer Turnhalle eine Alternative zu sinnlosen Aktionen auf der Straße bietet und wegen seiner fürsorglichen Art nur “Issi abi” (der große Bruder Issi) genannt wird; Steffen Richter, der Initiator des Pirnaer Vereins AKuBiZ, welcher sich aktiv mit den Themen Rassismus und Antisemitismus auseinandersetzt und durch Workshops, Ausstellungen und Wanderungen ein Zeichen gegen die rechte Szene im Landkreis Sächsische Schweiz setzt und Dr. med. Wolfgang Kauder von der Malteser Migranten Medizin Darmstadt, die mittellosen Menschen ohne Krankenversicherung (ca. 80 Prozent Migranten) aufgrund eines eigens aufgebauten Netzwerkes kostenfreie ärztliche Behandlungen bieten kann.