10. Dezember 2018

gegen:erzählungen #I

Gegenerzählungen des Aktionskreis ehemaliger Extremisten / EXIT-Deutschland

„Blick auf das große fließende Ganze aus einer kleinen, in sich geschlossenen, nach außen abgeschotteten Parzelle. Während „die da draußen“ im breiten Strom des Lebens ihre Erfahrungen ungetrübt machen, dümpeln wir in unserem Sperrbezirk vor uns hin, geben Losungen aus, schicken unsere Erfüllungsgehilfen, die zu uns aufschauen, herum und gefallen uns immer mehr in unserer selbst gestrickten Rolle als „Stimme der Unterdrückten“. Wir begreifen nicht, dass wir uns selbst eine Käseglocke übergestülpt haben, wir agitieren, doch man hört uns nicht, die Leute bleiben manchmal stehen, klopfen an das Glas, doch sie sehen bestenfalls nur unsere Lippenbewegungen. Keiner da zum Nachsynchronisieren! Wir, die sich selbst eingezäunt haben, wollen denen außerhalb erklären, dass sie sich von Unterdrückung und Unfreiheit befreien müssen.

Führen wir vielleicht, ohne dass es uns bewusst wird, Selbstgespräche? Sind wir vielleicht die eigentlichen Empfänger unserer Botschaft? Falsch adressiert kommt sie nie an, stellen wir den Nachsendeantrag!
Das Leben ist ein Luxusdampfer, wir schippern in unserer völlig überfüllten Nussschale im Ozean unserer negativen Gefühlswelten und versuchen wild gestikulierend auf uns aufmerksam zu machen. Der Dampfer fährt an uns vorbei und nicht durch unser Bötchen und das, obwohl wir ihn anvisiert haben. Reif für die Insel!“

Aktionskreis ehemaliger Rechtsextremisten

Bild und Text entstanden im Rahmen des Projektes: Lebensbilder