27. November 2020

Ich mache das für die Aussteiger, die die Einsicht gewonnen haben, Totalitarismus zu verwerfen.

Vor 20 Jahren gründete Bernd Wagner die Organisation EXIT Deutschland, welche Nazis beim Aussteigen unterstützt und sich für Deradikalisierung einsetzt. Im ausführlichen Interview erläutert der Kriminalist die Grundpfeiler seiner Arbeit, spricht über Probleme beim Polizeischutz, erklärt warum für viele Aussteiger der Staat „zweiter Hauptfeind“ bleibt, weshalb er viele Antifa-Methoden ablehnt und die mediale Ausgrenzung der AfD für falsch hält.

Herr Wagner, wenn eine Person den Ausstieg mit Ihrer Organisation angeht: In wie viel Prozent der Fälle ist es notwendig, dass diese Person ihr bisheriges Lebensumfeld verlässt?

Wagner: Alle, die in militanten Gruppen sind und dort raus wollen, haben ein riesiges Problem, die müssen in der Regel weg aus ihrem Lebensumfeld – dieser Anteil liegt bei etwa 80 Prozent. Es gibt natürlich auch Mitglieder von rechtsextremistischen Parteien, die kein Gewalt ausgeübt haben, doch die meisten der von uns betreuten haben eine Vergangenheit in „Freien Kameradschaften“, in Parteien wie Die Rechte, Dritter Weg oder Vereinigungen wie Blood & Honour, Hammerskins, Combat18, wir haben auch Leute aus dem NSU-Umfeld. Das alles sind ultra-militante Gruppen und wer dort raus will hat ein Schutzproblem. Die müssen sich selbst aus dem Zugriffssystem entrücken, weil sie von denen nun als Verräter betrachtet werden. Der Aussteiger ist für den alten Kamerad dann der Feind, bis auf den Tod.

Das ganze Interview