14. Januar 2022

(K)ein letzter Gruß – Über den Verlust ehemaliger „Kameraden“

Von Felix Benneckenstein.

Immer wieder geistern Todesnachrichten über (mehr oder weniger bekannte) Neonazis durch Fachmedien, einschlägige Foren, oder – wie etwa im Falle Siegfried Borchardt aus Dortmund – gar durch eine doch beachtliche Presselandschaft. Eigentlich logisch: wer zu Lebzeiten am lautesten auf sich aufmerksam machte, dessen Todesnachricht findet dann auch ein entsprechendes Echo. Das ist nicht nur unter Neonazis so. Dort jedoch spielen häufig auch andere Faktoren eine Rolle, insbesondere wenn es um das jeweilige Gedenken geht. Die selbsternannte Bewegung muss nach außen Stärke, Solidarität & bedingungslose Kameradschaftlichkeit demonstrieren. Politischen Gegnern und Zweiflern soll hingegen gleichermaßen klar gemacht werden, dass die entstandene Lücke geschlossen sei. Innerhalb der Szene sollen Signale an andere Gruppierungen gesendet sowie die Chance genutzt werden, mittels (teils vorgeschobener) Trauer auch rechtliche Grauzonen legal zu betreten. Auch für Ausgestiegene (und solche, die es werden wollen) werden oft die Karten durch derartige Ereignisse neu gemischt. Wie so oft, befinden sie sich zwischen sehr extremen Erwartungshaltungen. Trauer „verbietet“ sich irgendwie von selbst. „Darf“ man um Neonazis, um ehemalige „Kameradinnen und Kameraden“, trauern? Und will man das, als Ausgestiegener, überhaupt? Lässt sich das denn aktiv beeinflussen?

Da ich, als Autor dieses Artikels aufgrund meiner Biografie, in dieser Thematik nicht unbefangen bin – Ja, ich habe schon um Neonazis getrauert -, teile ich den Artikel in einen objektiven und einen subjektiv-persönlichen Teil zum Ende hin auf.

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