10. Oktober 2014

Europarat: EXIT-Deutschland als „good practice“

Der Europarat empfiehlt seinen Mitgliedern „EXIT-Programme“ zu initialisieren.

Wie kann dem Rechtsextremismus adäquat begegnet werden, welche Methoden und Ansätze haben sich in der Praxis bewährt und welche Rahmenbedingungen sind dafür notwendig? Diese Fragen diskutierten Mitarbeiter von EXIT-Deutschland und ein ehemaliger Rechtsextremist am 15.05.2014, zusammen mit der Berichterstatterin des Ausschusses für Politische Angelegenheiten und Demokratie der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PV ER), der schwedischen Abgeordneten Marietta de Pourbaix-Lundin (EPP/CD). Begleitet wurde Frau Pourbaix-Lundin von Frau Despina Chatzivassiliou, Leiterin des Sekretariats des Ausschusses für politische Angelegenheiten und Demokratie der PV ER, sowie Michael Hilger von der Bundestagsverwaltung, Sekretär der deutschen Delegation in der PV ER.

EXIT-Deutschland berät Europarat

Im Rahmen des Gespräches wurden Definitionen, Standards von EXIT-Deutschland, Begrifflichkeiten und analytische Zuordnungen, Entwicklungen des militanten und subversiven Rechtsextremismus in Deutschland und die Rolle der Deradikalisierung als ein wichtiges Format der Intervention besprochen. In diesem Zusammenhang wurden die erprobten Ansätze von EXIT-Deutschland, die in verschiedene Richtungen der Deradikalisierung und der Sicherung der Werte von Freiheit und Würde jedes Menschen laufen, erörtert. Die europäische Delegation zeigte sich an den Erfahrungen und der Tätigkeit sehr interessiert, die durch die Darstellung eines ehemaligen Rechtsextremisten konkrete Gestalt gewannen. Dabei kam das Erfordernis einer mehrdimensionalen, professionellen Ausstiegsbegleitung sehr klar zum Ausdruck. Dargestellt wurde auch, dass die Arbeit von EXIT-Deutschland nicht nur unmittelbar auf die Bewältigung von Ausstiegen aus rechtsextremen Organisationen ist, sondern eine innere Wandlung und ein Neuaufbau der sozialen Werte beinhaltet. Aus diesen persönlichen Erfahrungen heraus kann es sein, dass sich ehemalige Rechtsextremisten im Bereich der Prävention und Intervention engagieren und den verschiedenen Communities bei der geistig-politischen Auseinandersetzungen mit rechtsradikalen freiheitsfeindlichen Aktivitäten helfen. Ein Beispiel dafür ist die Hilfe für Eltern oder der Beitrag in der politischen Bildung und der Analyse rechtsradikaler Bestrebungen in Städten und Gemeinden.

Langfristige Förderung und Einbindung von Aussteigern in der Deradikalisierung

In dem jüngst erschienen Bericht wurden die Arbeitsansätze von EXIT-Deutschland ausführlich als „example of good practice“ beschrieben. Der Bericht fürt dazu aus: „During our visit to Berlin, we had a very interesting exchange of views with Mr Bernd Wagner and his collaborators”. Dabei machen die Empfehlungen deutlich, dass es neben präventiven Ansätzen und Opferhilfen, Deradikalisierungsangebote geben muss. Die Eindrücke und die dargestellten Arbeitsansätze von EXIT-Deutschland veranlassten den Europarat dazu seinen Mitgliedsländern die Initialisierung von deradikalisierenden Ansätzen sowie Beratungsangebote für Angehörige in der Bekämpfung des Rechtsextremismus zu empfehlen. In seinen Empfehlungen verweist der Bericht darüber hinaus explizit darauf, dass eine dauerhafte staatliche Förderung bürgerschaftlicher sowie fachlich versierter Deradikalisierungsansätze notwendig ist und insbesondere die Einbindung von ehemaligen Neonazis, nach entsprechendem Coaching, eine Ressource für eine professionelle Ausstiegsarbeit ist. EXIT-Deutschland und EXIT-Schweden setzen diese Ansätze bereits seit mehreren Jahren erfolgreich um.

Wir stellen in diesem Zusammenhang fest, dass gerade auf der europäischen Ebene der Wert deradikalisierender Ansätze und ihre praktische Umsetzung, wie sie von EXIT-Deutschland seit dem Jahr 2000 geleistet wird, anerkannt wird und dem Europarat bei den Formulierungen von Anforderungen als „good practice“ Beispiel diente.

Bericht-Counteraction-to-manifestations-of-neo-nazim.pdf

Emphelungen-Counteraction-to-manifestations-of-neo-nazim.pdf

Im Rahmen der Vorstellung des Berichtes vom 30.09.2014 — 02.10.2014 in Straßburg, wurde EXIT-Deutschland, unter Einbezug von ehemaligen Neonazis, gebeten seine Arbeitsansätze vorzustellen. Nachfolgend der Bericht eines Teilnehmers der „Living Library“ im Europarat.